Der spanische Künstler Secundino Hernández zeigt in der Galerie Bärbel Grässlin seine Ausstellung POLVAREDA (Staubwolke). Zu sehen sind großformatige Malereien, die aussehen, als hätte sich ebendieser Staub gerade gelegt, als wäre die Wolke weitergezogen und hätte ihre Kraft auf der Leinwand entladen.
Eine Metapher, die von Hernández' komplexem Malprozess getragen wird. Dieser ist ein Geben und Nehmen, ein Arbeiten mit, für und gegen die Leinwand. So wird die erste, grundierende Farbschicht im nächsten Arbeitsschritt mit einem Hochdruckreiniger teilweise abgetragen, um den Hintergrund für die nachfolgenden abstrakten Formen vorzubereiten. Schraffierte Farbflächen bespielen die Farbschollen der Grundierung, die sich noch auf der Leinwand halten konnten. Auch ihnen wird zu Leibe gerückt, ihr Fluss gestoppt, ihre Energie ausgebremst, ihre allzu luftig auslaufenden Felder mit dem Spachtel wieder in ästhetische Grenzen verwiesen. Was dadurch entsteht ist eine intensive optische Verbindung zum Bildträger, die so sehr in die Tiefe des Bildraumes weist, dass die skizzenhaften nervösen,...aber präzise gesetzten Linien an dessen Oberfläche aus ihm herausweisen - so luftig und greifbar, dass nur die teilweise Füllung ihrer Innenflächen sie wieder an die Leinwand bindet.
Die neuen Bilder, die Hernández für die Ausstellung POLVAREDA hergestellt hat, thematisieren die Geschichte der Malerei, indem sie die Tradition der Affichisten aufgreifen. Sie zerschnitten und zerrissen einst mehrschichtig angebrachte Plakate im öffentlichen Raum. Ihre Arbeit war politisch, rebellisch und gleichzeitig malerisch. Hernández nimmt ihre Formsprache in seinen neuen Arbeiten auf, reduziert sie auf Form, Farbe, Fläche und Linie und lenkt so das Augenmerk auf den Gestus, auf das Graben, Schleifen, Kratzen und Reißen, das seinen neuen Bildern ihre Energie gibt.
Text: Marina Rüdiger
Entrada actualizada el el 18 mar de 2016
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